High Rise – Flat Rent

Wettbewerb Experimenteller Wohnungsbau:
Neubau von öffentlich geförderten Mietwohnungen an der Stargarder Straße, Ingolstadt2016
2. Platz
Auslober Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt GmbH
Standort Ingolstadt
Leistungsbild CAPE Energiekonzept, thermische Bauphysik, Bauakustik
Weitere Projektbeteiligte
Architektur einszueins architektur ZT, Wien
Landschaftsarchitektur Carla Lo, Wien

Hohe Mieten und stetig steigende Kosten für Energie und Mobilität stellen für viele Haushalte in Deutschland schon heute eine wirtschaftliche Herausforderung dar. Gerade beim geförderten Wohnungsbau muss deshalb eine langfristig bezahlbare, nachhaltige Energieversorgung von vornherein mitgedacht werden, um die Bewohnerinnen und Bewohner unabhängig von zukünftigen Preissteigerungen zu machen.

Unter dem Motto „High Rise – Flat Rent” wurde für die Neubebauung an der Stargarder Straße deshalb ein Konzept vorgeschlagen, das durch eine verdichtete Bauweise eine gute Grundstücksausnutzung und damit bezahlbare Mieten ermöglicht, gleichzeitig aber auch durch eine intelligente Nutzung der vor Ort verfügbaren Energiequellen die Kosten für Heizung, Strom und Warmwasser niedrig hält.

Durch die kompakte Bauform, eine hochgedämmte Gebäudehülle und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung brauchen alle Wohnungen von vornherein nur sehr wenig Energie. Der verbleibende Wärmebedarf wird aus einem Nahwärmenetz gedeckt, das vor allem durch die Abwärme nahegelegener Industrieanlagen gespeist wird. Da das Gebäudeensemble mit sehr niedrigen Heizkreistemperaturen auskommt, kann es an den Rücklauf des Fernwärmenetzes angeschlossen werden – was nicht nur vergünstigte Bezugspreise für die Bewohnerinnen und Bewohner mit sich bringt, sondern auch einen Beitrag für die Allgemeinheit leistet: durch die Entnahme von Wärme aus dem Rücklauf sinkt dessen Temperatur, wodurch die verfügbare Abwärme deutlich effizienter ins Netz eingespeist werden kann als bisher. Außerdem wird das Netz so dafür vorbereitet, zukünftig auch regenerativ erzeugte Wärme zu verwerten, die normalerweise nur auf niedrigerem Temperaturniveau zur Verfügung steht.

Für die Trinkwarmwasserbereitung reichen die Temperaturen des Fernwärmerücklaufs nicht aus; sie müssen durch eine Wärmepumpe angehoben werden. Weil es dabei aber nur um einen geringen Temperaturhub geht, arbeitet die Wärmepumpe in einem hocheffizienten Betriebsbereich und braucht dementsprechend wenig Strom.

Der Strombedarf für die Wärmepumpe, für die Ventilatoren der Lüftungsanlage und die Pumpen im Heizungs- und Warmwassernetz wird durch integrierte Photovoltaikmodule am Gebäude selbst regenerativ gedeckt. Eine Kombination aus fassadenintegrierten, polykristallinen Modulen an der Südfassade des Hochhauses und teiltransparenten, als Windschutz und Verschattungselement genutzten Dünnschichtmodulen auf der Ost- und Westseite sorgt für eine im Tages- und Jahresgang optimierte, relativ gleichmäßige Stromerzeugung, so dass nur in den kältesten und strahlungsärmsten Monaten des Jahres der Bezug von Strom aus dem öffentlichen Netz für den Betrieb des Gebäudes erforderlich wird. In der ganzjährigen Betrachtung erreichen die Gebäude sogar den Plusenergiestandard. Die Strommenge, die nicht direkt für den Gebäudebetrieb benötigt wird, wird für ein auf die Bewohner abgestimmtes Mobilitätskonzept genutzt. Sie reicht aus, um jährlich 180.000 km im Elektrofahrzeug zurückzulegen.

Planzeichnungen: einszueins architektur