Sanierung Kepler-Gymnasium Tübingen

Fertigstellung 2023
Bauherrschaft Universitätsstadt Tübingen
Standort Tübingen
Leistungsbild CAPE Thermische Bauphysik, Bau- und Raumakustik
Weitere Projektbeteiligte
Architektur Universitätsstadt Tübingen, Fachbereich Hochbau und Gebäudemanagement / S hoch 3 Architekten, Metzingen
Tragwerksplanung tragwerkeplus, Reutlingen
Planung HLS ebök, Tübingen
Planung Elektrotechnik Heusel + Siess, Reutlingen

Das direkt am Neckarufer gelegene Kepler-Gymnasium wurde 1908 – 1910 nach Plänen von Martin Elsaesser errichtet. Seither wurde es mehrfach erweitert und umgebaut. Mit einer grundlegenden Sanierung sollten nun nicht nur die Lehr- und Lernbedingungen verbessert, sondern Barrierefreiheit und Brandschutz auf einen zeitgemäßen Stand gebracht und der Energiebedarf des Gebäudes deutlich reduziert werden. Dabei kamen ausschließlich Maßnahmen zum Einsatz, die rücksichtsvoll mit dem historisch wertvollen Bestand umgehen: Die Außenwände erhielten innenseitig einen dünnen Dämmputz.Die vorhandenen Fenster, die wegen ihres schlechten Zustands nicht erhalten werden konnten, wurden durch detailgetreue, aber thermisch verbesserte Nachbauten ersetzt. Eine hochwertige Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung konnte gestalterisch unauffällig in die bauzeitlichen Luftschächte integriert werden, so dass nur wenige Eingriffe in die Substanz notwendig waren.

Neben der energetischen Ertüchtigung des Gebäudes standen auch seine akustischen Qualitäten im Fokus. Im Bestand war die Situation gleich in verschiedener Hinsicht unbefriedigend: Der an den Decken vorhandene Akustikputz war weitgehend wirkungslos, was zu einer halligen Raumakustik in den Klassenzimmern führte. Gleichzeitig war der Schallschutz zwischen Fluren und Klassenzimmern, aber auch zwischen übereinander liegenden Räumen nicht ausreichend.

Klassische abgehängte Decken kamen als Sanierungsmaßnahme nicht in Frage, da sie den historischen Raumeindruck in unerwünschter Weise verändert hätten. In Zusammenarbeit mit den Architektinnen und Architekten sowie den ausführenden Firmen wurden daher andere, maßgeschneiderte Lösungen entwickelt, messtechnisch überprüft und im Detail optimiert. So wurden zum Beispiel alle Einbauelemente wie Regale, Technikschächte, Wandtafeln und Verbindungstüren mit akustisch absorbierenden Oberflächen ausgebildet. Auf diese Weise konnten die Decken vollständig von akustischen Maßnahmen freigehalten werden.

Ein weiteres Ziel bestand darin, die vorhandenen Holz- und Gussasphaltestriche zu erhalten – nicht nur im Interesse des Denkmalschutzes, sondern auch um unnötigen Materialverbrauch zu vermeiden und Ressourcen zu sparen. Der notwendige Trittschallschutz musste daher über die neu einzubringenden Bodenbeläge erreicht werden. Durch vergleichende Messungen an fünf unterschiedlich aufgebauten Linoleum-Probekörpern konnte das Produkt ausgewählt werden, das im Zusammenspiel mit dem vorhandenen Deckenaufbau das optimale Ergebnis liefert.

Die vorhandenen Türen sollten nicht nur in ihrer Substanz erhalten werden, sondern zumindest auch auf der Flurseite weiterhin ihr historisches Erscheinungsbild zeigen. Sie wurden daher rückseitig aufgedoppelt und durch Dichtungen ergänzt, so dass sie nun einen störungsfreien Unterricht ermöglichen – auch wenn es auf dem Flur mal etwas lauter zugeht.

Fotos: CAPE