Wohnhaus an der Großcomburg
Fertigstellung | 2024 | |
Bauherrschaft | privat | |
Standort | Schwäbisch Hall – Steinbach | |
Leistungsbild CAPE |
Architektur LP 1-8, Bauphysik und Energiekonzept |
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Weitere Projektbeteiligte | ||
Tragwerksplanung | Ingenieurbüro Winter Schwalbenweg 29 71397 Leutenbach |
Nahezu unscheinbar zwischen zwei großen Wohnbebauungen am Rande des Stadtteils Steinbach in Schwäbisch Hall steht ein historisches Fachwerkhaus. Hinterseitig tief in den Hang eingebunden und im Nordwesten durch einen Anbau ergänzt, wirkt das große Volumen auf den Betrachter zunächst zurückhaltend. Früher war das Gebäude Teil einer dörflichen Hofstruktur von der heute nur wenig übrig ist. Innerhalb seiner jungen Umgebung hat es seinen Charme durch die Kleinteiligkeit aus ablesbarem Sockelgeschoss, hohem Giebel, langen Gauben und einem kleinen Anbau erhalten. Giebelständig zu einer Freifläche ist es auch von der Ortsausgangsstraße gut sichtbar. Während der öffentliche Zugang durch eine einladende Holztür auf Straßenseite erfolgt, gibt es für die obere Wohneinheit einen privateren Zugang über eine lange Treppe an der Hausrückseite. Hier wächst das Haus mit dem Hang zusammen und heißt den Besucher mit einer Natursteinmauer am Waldrand willkommen.
Anlass der Neugestaltung war der Wunsch nach einer energetischen Sanierung inklusive Fenster- und Heizungstausch. Wichtig war dabei, den charmanten Auftritt des Hauses zu erhalten und gleichzeitig eine frische und einladende Geste zu schaffen. Die Auswahl der Materialien erfolgte unter den Leitprinzipien maximaler Wiederverwendung und Trennbarkeit, geringem Energieaufwand in der Herstellung, Langlebigkeit und dem Potenzial des Nachwachsens.
So wurden die bestehenden Flaschnerarbeiten aus Kupfer sowie die Mineralwolldämmung zwischen den Dachsparren erhalten und an Schadstellen ergänzt. Die alten Biberschwanzziegel wurden behutsam abgedeckt und später gemischt mit neuen Ziegeln wieder auf das Dach aufgebracht. Bereits erneuerte Fenster blieben bestehen und wurden in den Entwurf eingearbeitet. Teilweise sitzen sie hinter der Holzschalung und nehmen sich dadurch optisch zurück. Die bestehenden Schlagläden wurden restlos an neue Nutzer weitergegeben. Die Lattung des Hauptdaches befreite die Bauherrschaft in Handarbeit von Nägeln und Verunreinigungen und nutzt sie heute für die Fassadenbekleidung eines Gartenschuppens.
Die Fassadendämmung erfolgte mittels vorgesetzter Holzstruktur. Diese Konstruktion ermöglicht den Verzicht auf Klebstoffe und eine leichte Trennbarkeit. Die Gefache wurden mit Holzfaserdämmplatten beplankt und mit Holzfaserdämmstoff ausgeflockt. Dem Zimmereibetrieb ermöglichte diese Konstruktion eine Weiterbildung im Bereich der Einblasdämmung. Damit besteht auch über das Projekt hinaus das Interesse diese Bauweise in der Region verstärkt zum Einsatz zu bringen. Energetisch versorgt wird das Gebäude mittels Brennstoffzelle.
Die Fassade der Dachgeschosse ist mit einer offenen, unbehandelten Holzschalung aus Lärchenholz beplankt. Diese Struktur verleiht dem Giebel optische Tiefe und nimmt dem oberen Geschoss die Schwere. Der südöstliche Versprung zwischen EG und erstem Stock wurde aufgenommen und konsequent um das Haupthaus herumgeführt. Den hinteren Eingang säumt ein Rahmen aus Stahl, der als Regenschutz und Sitzgelegenheit dient.
Besonderer Dank geht an alle Beteiligten für die wertvolle Zusammenarbeit.
Fotos: Zooey Braun







